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Umweltverschmutzung: Meer aus Müll

Umwelt - Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr im Meer. Eine interaktive Karte zeigt, welche Länder die größten Dreckschleudern sind.

Jenna Jambeck hält eine Einkaufstüte voller Müll in die Höhe. "Fünfzehn solcher Tüten", sagt sie, "kommen auf jeden Meter Küste der Welt. Fünfzehn!" Rund acht Millionen Tonnen kämen so zusammen - die Menge an Plastikmüll, die jedes Jahr in die Weltmeere gelange.

Jambeck, Umweltingenieurin an der University of Georgia, und zwei Kollegen versuchen am Donnerstag auf dem Jahrestreffen des US-Forscherverbands AAAS im kalifornischen San José, schwer vorstellbare Zahlen anschaulich zu machen.

Zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Weltmeeren, schreiben Jambeck und ihren Kollegen in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "Science". Der mittlere Wert von acht Millionen Tonnen würde ausreichen, um Manhattan 34-mal knöcheltief unter Abfall verschwinden zu lassen, sagt Roland Geyer von der University of California in Santa Barbara. Berlin könnte man mit einer solchen Masse mehr als dreimal zudecken.

Selbst wenn es nur knapp fünf Millionen Tonnen sind, also die Untergrenze der Forscher, entspricht das noch der Menge an Thunfisch, die pro Jahr weltweit gefangen wird, sagt Kara Lavender Law vom US-Meeresforschungsinstitut Woods Hole. "Was wir an Thunfisch aus dem Meer holen, stecken wir in Form von Müll hinein." Inzwischen dürfte die Zahl sogar noch höher liegen, da die Berechnungen der Forscher auf Statistiken von 2010 basieren und die globale Plastikproduktion seit Jahren exponentiell steigt.

Gigantische Müllmengen in allen Meeren

Rückstände von Plastik finden sich in allen Meeren, vom Nordpol bis zum Südpol, in Küstennähe und auf offenem Meer. Erhebliche Mengen sammeln sich als gigantische Müllstrudel in großen Strömungswirbeln der Ozeane. Reste finden sich aber auch auf dem Meeresboden und in den Sedimenten. Wie viel Plastik sich genau in den Weltmeeren befindet, ist bisher aber nicht bekannt. Und auch die Frage nach der Herkunft ist nur unzureichend beantwortet.

Der Hauptgrund für die Verschmutzung sei eine unsachgemäße Entsorgung des Abfalls, so die Wissenschaftler. Um wie viel Plastik es geht, haben Jambeck und ihre Kollegen nun genauer zu beziffern versucht. "Schließlich kann man nicht managen, was man nicht messen kann", sagt Geyer.

Die Forscher haben unter anderem ermittelt, wie viel Müll in Küstenländern produziert wird, wie hoch der Anteil an Plastikmüll ist und wie viel davon unsachgemäß oder gar nicht entsorgt wird, also zum Beispiel in offenen Deponien gesammelt oder schlichtweg in die Umwelt geworfen wird. Anhand dieser Daten errechneten sie, wie viel Plastikmüll vom Land in die Meere gelangt.

32 Millionen Tonnen gelangen in die Umwelt

Insgesamt wurden 2010 in den untersuchten Ländern 275 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert, berichten die Forscher. 99 Millionen Tonnen davon entfielen auf den Bevölkerungsanteil, der in maximal 50 Kilometer Entfernung von der Küste lebt. Von dort stamme vermutlich der größte Teil des Plastikabfalls in den Meeren. 32 Millionen Tonnen davon seien wiederum unsachgemäß entsorgt, was schließlich zu dem errechneten Eintrag von 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik führt.

Die folgende interaktive Karte zeigt die Hauptverursacher, den Anteil des Plastikmülls, der in die Umwelt gelangt, und die unsachgemäß entsorgte Plastikmenge je Person und Land.

Die 20 Länder mit der höchsten Verschmutzungsquote seien für 83 Prozent aller unsachgemäß behandelten Plastikabfälle im Jahr 2010 verantwortlich, heißt es in der Studie. Die Liste werde angeführt von China, Indonesien und den Philippinen, die USA belegten den 20. Platz. Fasse man alle Küstenländer der Europäischen Union zusammen, belegten diese den 18. Platz.

Müll sammelt sich am Meeresboden

Die neuen Schätzungen liegen deutlich über den bisherigen Angaben, etwa zur Menge von Plastik in den Strömungswirbeln. "Die Arbeit gibt uns eine Vorstellung davon, wie viel wir nicht sehen, wie viel wir noch in den Ozeanen aufspüren müssen, um auf die ermittelte Summe zu kommen", sagt Lavender Law. "Bisher erfassen wir hauptsächlich die Menge des umhertreibenden Plastikmülls. Aber eine Menge Plastik findet sich auch auf dem Meeresboden und an den Stränden weltweit."

Tatsächlich hatten Forscher um Lucy Woodall vom The National History Museum in London im vergangenen Jahr gezeigt, dass sich ein Großteil des Plastikmülls in den Sedimenten ansammelt. Dies würde möglicherweise die Diskrepanz zwischen der vermutlich eingetragenen Menge an Plastik und den tatsächlich gefundenen Rückständen erklären.

Plastik ist extrem beständig und kann über Jahrzehnte, womöglich gar über Jahrhunderte in der Umwelt bleiben. Im Laufe der Zeit werden größere Plastikteile stark zerkleinert, sie sinken dann von der Oberfläche in die Tiefe der Meere ab.

Nach Ansicht der Wissenschaftler gibt es zwei Möglichkeiten, die Plastikverschmutzung der Meere aufzuhalten: Die Entsorgung verbessern und den Plastikverbrauch einschränken. Den Müll aus dem Meer zu holen, halten die Forscher für eine Wunschvorstellung. "Milliarden von Plastikteilen aus dem Meer zu fischen, ohne die Ökosysteme selbst zu beschädigen, ist schlicht nicht machbar", sagt Lavender Law.

Was die Plastikteile im Ökosystem Meer anrichten, ist ebenfalls unklar. Allerdings deuten viele Beobachtungen auf massive Auswirkungen hin. Rückstände wurden bereits in vielen Meerestieren wie Muscheln, Fischen oder auch Fischlarven gefunden, aber auch in Seevögeln. Letztlich könnte das Plastik über die Nahrungskette wieder beim Menschen landen.

Interaktive Weltkarte: Wo der Plastikmüll herkommt

Quelle: Spiegel.de

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