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Chilly Gonzales & Das Kaiser Quartett


Der kanadische „schubladenlose“ Pianist und Grammy Preisträger Chilly Gonzales, lotet seit 15 Jahren sämtliche Musikgenres aus: Pop und Elektro, Rock, Jazz und Hip-Hop. 2004 enthüllte er mit dem ersten Teil seiner Reihe „Piano Solo“ bisher unbekannten Aspekt seines Schaffens: kleine, klassische Solo-Klavierstücke (der Name ist Programm), die an die Empfindsamkeit eines Erik Satie erinnern, mit einem leicht jazzigen Touch. 2011 kam die Fortsetzung, „Piano Solo II“, heraus. Es enthält vierzehn Kompositionen, die allesamt Gonzales' Ideal eines zeitgemäßen Musikstückes entsprechen: Sie sind kurz und einfach wie ein Popsong. Zugleich schillern darin sämtliche Musikstile, mit denen sich der Allesfresser Gonzales je beschäftigt hat: Jazz, Klezmer, Rap, Rag, Brahms, Bach, Schüler-Sonatinen, Walzer, Chopin - universelle Musik. Wahrscheinlich ist der Großvater schuld: ein Jude aus Ungarn, der gerne Musiker geworden wäre und 1943 vor den Nazis nach Kanada fliehen musste. Und der seinem dreijährigen Enkel, der damals noch Jason Charles Beck hieß, Klavierunterricht gab. Jason sollte den Pianistentraum des Großvaters verwirklichen. Doch Jason liebte auch die Popmusik. Michael Jackson, Lionel Richie, Morrissey, das waren seine Idole, die er im Fernsehen anhimmelte, wenn der Klavierdeckel zu war. So verbringt Jason Beck Kindheit und Jugend im steten Wechsel zwischen Klassik und Pop. Er ist begeistert von kühnen Akkorden, die er bei Sergej Prokofjew hört. Oder von der schwebenden Tonalität von Claude Debussy. Dort findet er das Material, aus dem er seine ersten eigenen Klavierstücke bastelt. Er sieht im Fernsehen die Sendungen des exzentrischen kanadischen Pianisten Glenn Gould und guckt sich dessen seltsame Art ab, am Klavier zu kauern. Gleichzeitig spielt er in Bands, mal Schlagzeug, mal Klavier. Erst Pop, später auch Jazz. Es gab Phasen in seinem Leben, so erzählt Gonzales, da habe er zehn Stunden am Tag Jazz-Skalen geübt. "Bebop", sagt er, greift sogleich in die Tasten und zeigt, dass er auch diese Art des Klavierspiels noch drauf hat. "Interessante Musik", sagt er, "gut fürs Gehirn, aber reif fürs Museum". Dieses harsche Urteil trifft auch auf alles andere zu, was er in seiner Jugend mit dem Beruf des Pianisten in Verbindung bringt. Die Harmonik von Brahms zum Beispiel fasziniert ihn, "aber wer kann heute schon noch seinen weitschweifigen Klavierstücken folgen, wer versteht das denn noch?", fragt er sich. Jason Beck will zeitgemäße Musik machen, Musik für Leute seiner Generation. Gonzales an einer Symbiose aus der vermeintlich ernsten und der sogenannten unterhaltenden Musik. Dieser Ansatz ist freilich nicht neu, doch Gonzales verfolgt ihn auf eine sehr eigenwillige Weise. Er selbst nennt das, was er in seinen Anfängen als Chilly Gonzales trieb, "radikales Entertainment". Und er spricht von einer Mission, von der "Chilly-Gonzales-Mission". Die bestehe darin, Menschen, die wie er "South Park" gucken und "Borat" lieben, in Verbindung mit Musik zu bringen, durchaus auch mit Musik der Vergangenheit. Er redet in seinen Shows über Daft Punk genauso wie über Chopin, er verwendet elektronische Beats und macht sich gleichzeitig über die Pop-Szene lustig. Chilly Gonzales strebt eine "humanistische Betrachtungsweise" der Musik an "Musikalische Stile sind wie Länder", sagt Gonzales, man müsse sie alle bereisen, nicht das eine oder andere besser finden. "All music is equal", das ist ein Grundgesetz im Gonzales-Kosmos. Er strebe eine "humanistische Betrachtungsweise der Musik" an, sagt er. "There is no ...", Gonzales beginnt den Satz auf Englisch und beendet ihn auf Deutsch: "...Grenze" – es gibt in der Musik keine Grenze. Und wenn man ihn so klug und reif über seine Vorstellung von Musik reden hört, könnte man meinen, einen charismatischen Musikerklärer wie Leonard Bernstein vor sich zu haben. Manchmal holt er während seiner Programme auch dilettierende Hobbyklavierspieler auf die Bühne und erarbeitet mit ihnen in Windeseile einen passablen Popsong. Dann hat Gonzales in seinem Morgenmantel und in seinen Pantoffeln fast schon professorale Züge. Aber er wolle kein Lehrer sein, sagt er, sondern allenfalls etwas mit seinem Publikum teilt. Einer, der "eine positive Emotion" erzeugt. "Viele Leute denken ja immer, Musik sei etwas Magisches", sagt Gonzales, "ich will ihnen zeigen, dass es nicht magisch ist, sondern ein Spielzeug, etwas, das vor allem Spaß macht". Nachdem er schon für das Album "The Reminder" von Feist 2008 nominiert war, gewann er 2014 den Grammy für seinen Beitrag zu Daft Punks Multiplatin-Album "Random Access Memories". Seine Hände sind die von Serge Gainsbourg in Joann Sfars Film über den französischen Chansonnier.

Mo, 29.06.15, 21:00 Uhr Laeiszhalle Hamburg, Großer Saal Johannes-Brahms-Platz, 20355 HAMBURG

Quelle: eventin.de

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