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Blumenau – Ein Stück Deutschland in Brasilien


Im 19. Jahrhundert war Brasilien ein bedeutendes Einwanderungsland. Von Krisen geplagte Menschen aus Mitteleuropa suchten damals in Amerika Wohlstand, politische Rechte und Freiheiten. Brasilien lockte mit tropischer Üppigkeit und dort seit 1824 per Verfassung garantierten individuellen Rechten. Deshalb wanderten viele Menschen aus Deutschland, aber auch aus Italien, Österreich, der Schweiz und anderen Regionen, nach Brasilien aus. Einmal in Brasilien, mussten sie sich das damals noch wilde Land erschliessen. So entstand während der letzten 190 Jahre eine deutschstämmige, jedoch typisch brasilianische Kultur im Süden Brasiliens.

Das Epizentrum deutscher Kultur in Brasilien liegt im Itajaí-Tal im Bundesstaat Santa Catarina. Ältere Menschen aus den Städten Blumenau, Pomerode, Indaial, Vila Itoupava und Timbó plaudern bis heute oft auf Plattdeutsch. Eine typisch europäische Fachwerktradition prägt die Architektur dieser Städte. Mit Holz und Backsteinen erbauten die ersten Siedler einfache Fachwerkhäuser und betrieben zunächst hauptsächlich Landwirtschaft. Noch im späten 19. Jahrhundert folgten handwerkliche Familienbetriebe unter deutscher Leitung, vornehmlich in den Bereichen Porzallanherstellung und Textilverarbeitung.

Deutsche Handwerkstraditionen bildeten so die Grundlage der Ökonomie von Blumenau, heute eines der wichtigsten Zentren der brasilianischen Textilindustrie. In ländlichen Gegenden findet man Einflüsse deutscher Handwerkskunst ausserdem in der Schnitzerei. Ein Besuch im Ervin Curt Teichmann Museum in Pomerode, etwa 25 km von Blumenau, lässt daran keinen Zweifel. Bis heute wird in dieser Gegend traditionell Holzspielzeug hergestellt – liebevoll verarbeitete Mitbringsel, die jedes moderne Holzschaukelpferd an Detailreichtum vor Neid erblassen lassen. Heute sind die europäischen Fachwerkfassaden Santa Catarinas eine Touristenattraktion. In Blumenau besitzen selbst das Polizeipräsidium und das Gerichtsgebäude Fachwerkfassaden und fügen sich harmonisch in die regionale Baukultur ein.

In den Bundesstaaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul pulsiert deutsch-brasilianische Fröhlichkeit, Herzlichkeit und Hingabe beim Zubereiten der leckerer deutsch-brasilianischer Gerichte. Besonders im Itajaí-Tal gibt es viele kleine Brauereien mit lokalen Hochqualitätsbieren. Viele Feste, wie das Blumenauer Oktoberfest, das Schlachtfest in São Bento do Sul oder das Oktoberfest in Igreijinha/RS, und zahlreiche Restaurants laden ein zu gefülltem Entenbraten, Eisbein mit Sauerkraut, Rollmöppsen, Schweinebraten mit Meerrettich und Salzkartoffeln, Schmierkäse und Würsten. Wie überall in Südbrasilien wird natürlich auch in Blumenau begeistert gegrillt, vornehmlich Rindfleisch aber auch Schwein, Lamm und Huhn, zumeist über Holzkohle oder am offenen Feuer, und ein einer Grössenordnung und Qualität, die jedem Gasgrillfan aus deutschen Landen die Augen übergehen lassen.

Frühstück und Kaffee in Blumenau und Umgebung fallen bedingt durch die deutschen Einflüsse ebenfalls üppig aus. “Café Colonial” heißen typische, großzügige Buffets, die die Gäste mit süßem Kuchen, Käse und Wurst versorgen. Bei viel Kaffee isst man Süßes und Salziges wild durcheinander. “Café Colonial” ist eine Tradition, die sich durch die innerbrasilianischen Wanderströme der Gaúchos, aus Rio Grande do Sul, bis weit in die Staaten Paraná und Mato Grosso ausgebreitet hat. Deutsch gesprochen wird in Santa Catarina dagegen nur noch relativ – nur etwa 5% aller Deutschbrasilianer beherrschen die Sprache ihrer Vorfahren noch – Orte wie Treze Tílias (Dreizehnlinden) im westlichen Santa Catarina, eine der Hochburg bayrischen Dialekts in Amerika, gelten als Ausnahmen.

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